Stellungnahme der BM – Kandidatin/Kandidaten

Wir sind ein Verein und eine Bürgerinitiative gegen den Bau der geplanten B239n/B66n. Wir halten Euch an dieser Stelle auf dem Laufenden.


Am Tag der Europawahl am Sonntag, dem 26.05.2019 findet in der Stadt Lage eine Bürgermeister/-in-Wahl statt. Grund genug, den Standpunkt der Kandidatin und Kandidaten mit gezielten Fragen zur umstrittenen Umgehungsstrasse abseits der üblichen Wahlkampf - Rhetorik zu ermitteln.

Unsere Fragen an die Bürgermeister(innen)kandidaten

Fragen zur Verkehrsentwicklungsplanung 2025

1

Der Verkehrsentwicklungsplan nennt pauschal (je nach Planfall) ca. 30% Entlastung für den Bereich der Kernstadt. Bezogen auf die Einwohnerzahl wären das bei 13.135 Menschen in der Kernstadt eine Entlastung für 3.941 Menschen. Einer Entlastung im Bereich Kernstadt steht aber eine dann zusätzliche Belastung im Bereich der Ortsteile entlang der geplanten Trasse gegenüber. Das wird im VEP 2025 für Lage aber nicht  angesprochen. Rechnet man nur für die vom Bau der B239n betroffenen Ortsteile ebenfalls 30% zusätzliche Beeinträchtigung auf die ansässige Bevölkerung um, so wären hier mindestens 4307 Menschen betroffen, mal ganz abgesehen von den erheblichen Kosten und gravierenden Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Wie beurteilen Sie die teils recht einseitige Argumentation des VEP mit der Hervorhebung der 30 % Entlastung für die Innenstadt? Was sagen Sie Ihren potentiellen Wählern in den betroffenen Ortsteilen?

(Die Anordnung der Antworten erfolgt ausnahmslos nach Eingang der Rückmeldung - damit ist keine Wertung verbunden)

Matthias Kalkreuter (SPD)

In den kommenden sechs Jahren möchte ich mich für eine attraktive Innenstadt in Lage einsetzen. Eine verbesserte Aufenthaltsqualität in der Innenstadt wirkt den aktuellen Leerständen aktiv entgegen. Für eine attraktive Innenstadt muss Lage zudem vom Durchgangsverkehr – insbesondere von LKW – entlastet werden.

Den Bau einer Ortsumgehung Lage befürworte ich unter zwei Bedingungen:

  1. Die Ortsumgehung Lage muss im Zuge einer Gesamtlösung zwischen der Autobahnabfahrt Herford-Bad Salzuflen und der Südumgehung Lemgo (B 66n) umgesetzt werden. Eine Realisierung lediglich einzelner Teilstücke dieser genannten Linie zwischen Autobahn und Südumgehung Lemgo lehne ich ab, da der möglichen Entlastungswirkung dieser Teilstücke eine unverhältnismäßige Mehrbelastung für andere Straßen gegenüber stehen würde.
  2. Eine Trassenführung auf dem Lagenser Stadtgebiet muss dem Anspruch an eine echte „Ortsumgehung“ gerecht werden und eine weitreichende Umfahrung aller zusammenhängenden Siedlungsgebiete gewährleisten. Eine Zerschneidung von gewachsenen Ortsteilen (wie z.B. Waddenhausen) findet nicht meine Zustimmung.

Ich gehe nicht davon aus, dass eine Ortsumgehung Lage unter den genannten Rahmenbedingungen zeitnah realisiert werden kann. Für die Entlastung der Innenstadt vom Durchgangsverkehr setze ich deshalb auf eine intelligente Verkehrssteuerung unter Ausnutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung. Mit dieser Verkehrssteuerung möchte ich die vorhandenen Verkehrsströme besser lenken, um die Belastungen durch den Verkehr gerechter zu verteilen. Außerdem möchte ich den Umstieg auf andere Verkehrsmittel (z.B. ÖPNV, Fahrrad oder CarSharing) attraktiver machen.

Anmerken möchte ich noch, dass im VEP die verkehrlicheEntlastungswirkung einer Ortsumgehung Lage für die Innenstadt mit rund 30% prognostiziert wird. Die Übertragung dieses Wertes auf die Entlastung bzw. Belastung von Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt Lage halte ich nicht für zielführend. Hierfür sind ggf. weitere Untersuchungen erforderlich.

Uwe Detert (AFD)

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, das ich Gründungsmitglied der „BI 66 n ohne uns“ in Heiden bin. Bis 2017 als Vorsitzender und danach bis 2019 Stellvertretender Vorsitzender. Ich habe damals Christian Liebrecht die 700 in Heiden gesammelten Unterschriften persönlich übergeben. Er hat mir damals versprochen, ohne eine Mehrheit in der Bevölkerung wird er das Projekt nicht unterstützen. Das werde ich als Bürgermeister selbstverständlich nicht anders sehen. Die oben angeführten Fakten sind mir durchaus bewusst. Da wir aber in einem demokratischen Staat leben, werde ich mich dafür einsetzen die Entscheidung dementsprechend herbeizuführen. Für mich ist der einzig gangbare Weg ein Bürgerentscheid nachdem alle Fakten und Zahlen öffentlich gemacht, dargestellt und ausführlich diskutiert worden sind.

Martina Hannen (FDP)

Diese Rechnung ist so zu einseitig und nicht einfach nachvollziehbar. Eine Umgehungsstraße muss natürlich deutlich mehr nützen als schaden, mehr entlasten als belasten. Es müssen aber auch andere Faktoren gesehen werden, wie zum Beispiel die bessere Anbindung an die vorhandenen Verkehrsstrukturen. Das ist wichtig für die weitere Ansiedlung von Betrieben und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen. Durch eine umsichtige Planung lassen sich Beeinträchtigungen sicherlich vermeiden. Eine Umgehungsstraße muss den Innenstadtbereich und auch die Ortsteile im Blick haben und Lebensqualität und Mobilität verbessern.

Dr. Stefan Everding (CDU)

Sie hatten mir einige Fragen zum geplanten Neubau der B239n zugesandt. Grundsätzliche Antworten zu den Themen Mobilität, Demographie, Verkehr und Verkehrswende finden Sie in meinem Wahlprogramm auf der Internetseite sowie in meinem Wahlflyer, den ich dieser e-mail beifüge.
Der Rat der Stadt Lage hat sich im Jahr 2012 ausgiebig zum Thema B239n beraten und Stellung bezogen. Sehr gespannt bin nun ich auf die anstehenden Planungen und Erkenntnisse von Straßen.NRW für Lage. Wenn diese vorliegen und gesichtet worden sind, wird man auf einer breiten Basis die Diskussion erneut aufgreifen und zu einer Bewertung kommen. Gerne nehme ich dann detailliert hierzu Stellung.
Herr Dr. Everding hat es vorgezogen, auf einen Wahlkampf Flyer zu verweisen - unsere Fragen blieben insofern unbeantwortet. Die entsprechende Passage aus dem Flyer zum Thema "Straßenbau" ist hier nachfolgend eingefügt:

Wir alle sind auf eine zeitgemäße Infrastruktur und Mobilitätangewiesen. Sowohl beruflich, wie auch privat.
Oft höre ich Bedenken, dass der mögliche Bau der Umgehungsstraßen B 239n und B 66n zu einer Durchschneidung der naturräumlichen Struktur führen könnte und sich das ländliche Erscheinungsbild verändert. Eine Integration der Trassen in die Landschaft ist absolut notwendig. Hierbei sind vor allem die Interessen der betroffenen Menschen einzubeziehen. Für eine hohe Wohn- und Lebensqualität möchte ich die Siedlungsräume vom Durchgangsverkehr weitestgehend freihalten. Der Ausbau und die Instandhaltung von Straßen müssen auch unter Berücksichtigung von Belangen des Naturschutzes erfolgen. Zur Reduzierung des Individualverkehrs möchte ich den ÖPNV stärken und eine Optimierung der Bus-Linienführung erarbeiten. Radwege sollen ausgebaut werden, und Elektromobilität und Car-Sharing-Projekte möchte ich in allen Ortsteilen und der Kernstadt etablieren und in Zukunft stärken.

Frank Drexhage (Grüne)

Die Planungen der Umgehung von Lage stammen aus Zeiten, in denen Themen wie „Umwelt“ und „Klimawandel“ noch weitgehend unbekannt waren. Heutzutage ist ein Neubau von Straßen m. E. immer nur als letzte Alternative zu sehen.

Die Umgehung der Stadt durch die B 239n vernichtet sowohl Natur als auch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Außerdem wird die Verkehrsbelastung lediglich verschoben, nämlich zu Gunsten der Innenstadt und zu Lasten der von der Umgehungsstraße betroffenen Gebiete.

Statt in die Versiegelung der Landschaft zu investieren, sollten Finanzmittel den bislang vom innerstädtischen Straßenverkehr betroffenen Bürgern zur Dämmung der Häuser gegen Lärm zur Verfügung gestellt  und zum Aufbringen von Straßenbelägen, die Lärm „schlucken“, verwendet werden.

Bevor in die Natur und landwirtschaftliche Flächen extrem eingegriffen wird, sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: Der Anteil der mit elektrischer Energie betrieben Fahrzeuge wird in Zukunft steigen. Diese Entwicklung bedeutet schon weniger Lärm und Abgase. Darüber hinaus liegt die Zukunft  m. E. in einem weiteren Ausbau eines preisgünstigen ÖPNV, der den Individualverkehr zu reduzieren hilft.

Ich befürworte den Bau von Umgehungsstraßen nicht.

2

In Lage ist in den letzten Jahren einiges im Bereich des ÖPNV (z.B. Aufwertung des Bahnhofs / Bau des ZOB in dessen direkter Nachbarschaft) geschehen. Das kann aber nur ein Anfang gewesen sein zu einer Verlagerung von möglichst viel Verkehr hin zu Verkehrsmitteln des Umweltverbundes (Zu Fuß gehen, Rad, ÖPNV, AST, Bürgerbus, Mitfahrbank). Die Verkehrsplaner von SHP haben sehr deutlich herausgestellt, dass es Ziel der Stadt Lage sein muss, „auf mittlere Sicht eine Strategie des Lebens ohne Ortsumfahrung zu verfolgen“. Es gibt weiterhin erhebliches Entwicklungspotential im Bereich Förderung der Nahmobilität und vor allem Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur. Wie setzen Sie die Erkenntnisse der Verkehrsplaner in Ihrer Amtszeit um?

Matthias Kalkreuter (SPD)

Lebenswerte Ortsteile sind mir ein wichtiges Anliegen. Dafür benötigen wir eine dementsprechende öffentliche Infrastruktur.

Mein Ziel ist, dass künftig jedes größere Siedlungsgebiet über einen sicheren Radweg mit der Lagenser Innenstadt verbunden wird. Der Ortsteil Heßloh und das alte Dorf Hardissen sind Beispiele für eine fehlende Netzeinbindung.

Eine ÖPNV-Anbindung aller Ortsteile ist nicht nur für eine Verkehrswende notwendig, sondern auch für die Daseinsvorsorge elementar wichtig. In vielen Ortsteilen fehlen Möglichkeiten der Nahversorgung und der medizinischen Versorgung. Für Menschen ohne Fahrzeug benötigen wir daher einen leistungsfähigen ÖPNV.

Uwe Detert (AFD)

Unsere finanzielle Situation in Lage, Schuldenstand 2004: 34 Mill- 2018: 110 Mill Euro ist schwierig. Hier im Vorfeld vollmundige Versprechungen zu machen halte ich für unredlich. Ich werde mich dafür einsetzen, Lage in dem überregionalen ÖPNV Bahn/ Bus besser einzubinden. Eine atraktivere Taktung und bessere Anbindung bringt hier schon sehr viel. Der Schülerbus für die Ortsteile, sowie ein Bürgertaxi stehen ganz oben auf meiner Agenda. Um Kosten zu sparen stelle ich mir ein Modell vor, bei dem die Kommune die Fahrzeugkosten übernimmt, die Fahrbereitschaft über Bürgerinitiativen eingebracht wird.

Martina Hannen (FDP)

Es müssen alle Vorschläge geprüft werden, damit Lage mobil bleibt. Entscheidend wäre für mich als Bürgermeisterin, ein sinnvolles Miteinander in Umsetzung und Förderung der verschiedenen Verkehrsmittel. Eine Mitfahrbank oder ein Taxi on Demand – so wie aus anderen ländlichen Gebieten bekannt ist – ist zum Beispiel eine Erleichterung für Seniorinnen und Senioren, die über keinen eigenen Pkw verfügen und kann zeitnah eingerichtet werden. Es sind nur einige Möglichkeiten.

Dr. Stefan Everding (CDU) - siehe Wahlkampf Flyer

Frank Drexhage (Grüne)

Zunächst einmal muss der Straßenverkehr in Lage möglichst ohne Staus konzipiert werden. Dieses bedeutet eine intelligente Schaltung der Ampeln, um auch unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Dort, wo es möglich ist, sind Straßenkreuzungen so umzubauen, dass der Verkehr besser abfließen kann. Ferner ist es notwendig, die Schrankenschließungen vor allem an der Heidenschen und Detmolder Straße zu verkürzen. Darüber hinaus ist es jedoch dringend erforderlich, das Radwegenetz auszubauen bzw. bestehende Radwege zu ertüchtigen. Es muss den RadfahrerInnen  möglich sein, das Fahrtziel sicher, zügig und ohne Umwege zu erreichen. Es gibt in Lage eine Reihe unbekannter Fußwege und Tweten. Diese Wege müssen der Öffentlichkeit gezeigt und nutzbar gemacht werden. Dieses gilt auch bei Verbindungen zwischen den Ortsteilen und der Innenstadt. Bei Baumaßnahmen in der Stadt ist darauf zu achten, dass vorhandene Wege nicht verbaut und neue Fußwege geschaffen werden.

3

Naherholungsgebiete in der Werrreaue

Die Stadt Lage hat im unmittelbaren Umfeld sehr schöne zu Fuß und mit dem Rad gut erreichbare Naherholungsgebiete in den Werreauen und an den renaturierten Kiesteichen. Diese würden beim Bau der B239n von umfangreichen mächtigen Brückenbauten überquert werden oder durch die Straßenführung gar nicht mehr erreicht werden können. Wie gehen Sie mit dem damit verbundenen Verlusten um?

Matthias Kalkreuter (SPD)

Eine Linienführung durch die Werreauen hätte auch eine Zerschneidung des Ortsteils Waddenhausen zur Folge. Eine solche Linienführung lehne ich - wie unter Ziffer 1 dargestellt -kategorisch ab.

Für Ausgleichsmaßnahmen im Allgemeinen bin ich der Meinung, dass diese jeweils ortsnah umzusetzen sind. Es ist beispielsweise unzweckmäßig, ein neues Baugebiet in Kachtenhausen in Heßloh auszugleichen.

Uwe Detert (AFD)

Ich persönlich hoffe, das es niemals soweit kommt und diese wundervolle Landschaft erhalten bleibt.

Martina Hannen (FDP)

Zuerst einmal sollten wir diese wunderbaren Möglichkeiten und Gebiete mit und am Wasser noch besser nutzen und gestalten und sie wirklich als Naherholungsgebiet zugänglich machen. Ich bin überzeugt, dass wir trotz des Baus der Umgehungsstraße mehr als ausreichend Fläche an Naherholungsgebieten behalten. Entscheidend ist, dass dieser Reichtum zur Zeit so brach liegt.

Dr. Stefan Everding (CDU) - siehe Wahlkampf Flyer

Frank Drexhage (Grüne)

Die durch den Straßenbau beeinträchtigten Gebiete sind m. E. für Naherholungszwecke verloren. Da gibt es nichts zu beschönigen. Als Bürgermeister werde ich bei den zuständigen Stellen auf einen Verzicht der Umgehungstraßen drängen.

4

Zukünftige Mobilität (in Lage)

Lage hat im Vergleich zu anderen Kommunen des Kreises Lippe einen deutlich höheren Anteil an motorisierten Individualverkehr. Anscheinend fehlt es an überzeugenden Alternativen? Experten beschreiben Mobilität der Zukunft mit den Schlagworten: CarSharing, Rad und Fussverkehr, Bürgerbusse, Anruf-Sammel-Taxis (AST) als Ergänzung eines verbesserten ÖPNV. 

Wie stellen Sie sich die Mobilität der Zukunft vor?

Matthias Kalkreuter (SPD)

Die Mobilität der Zukunft wird vernetzt sein. Die Bürgerinnen und Bürger werden auf ihrem Weg von A nach B auf verschiedene Verkehrsträger zurückgreifen. Mit Mobil-Stationen am Lagenser Bahnhof und am Haltepunkt Ehlenbruch können mehr und bessere Möglichkeiten geschaffen werden, um hochwertige Räder oder e-Bikes sicher verwahren zu können. In Lage sind zudem die Park and Ride-Möglichkeiten auszubauen.

Uwe Detert (AFD)

Wenn die von den Experten aufgeführten Möglichkeiten vernünftig umgesetzt werden, ist das unsere Zukunft.

Martina Hannen (FDP)

siehe Antwort zu zwei

Dr. Stefan Everding (CDU) - siehe Wahlkampf Flyer

Frank Drexhage (Grüne)

Die Mobilität der Zukunft sollte m. E. weg vom motorisierten Individualverkehr gehen. Durch attraktive Alternativen können BürgerInnen davon überzeug werden, das Fahrrad oder den ÖPNV als Verkehrsmittel zu wählen und der KFZ-Individualverkehr wird abnehmen. E-Bikes sind diesbezüglich eine große Unterstützung.

Ferner müssen alternative Verkehrsmittel, und zwar diejenigen der Fragestellung gefördert werden. Die öffentliche Hand ist da in der Pflicht. Wer mehr Lebensqualität durch weniger Individualverkehr möchte, der muss auch in die Zukunftsmobilität investieren. Diese Zukunftsmobilität sollte aber auch funktionieren. Nichts nervt den Nutzer mehr als Versprechungen, die nicht eingehalten werden.

Als Bürgermeister der Stadt Lage werde ich mich für alternative Verkehrsmittel einsetzen.

5

Der Radverkehr bietet im Hinblick auf die gewünschte Reduzierung des Kfz-Anteils in Lage ein großes Potential, da bei entsprechender Ausgestaltung der Rahmenbedingungen viele der relativ kurzen Wege im Nahbereich bis 5km durch die Nutzung des Fahrrads ersetzt werden können. Der VEP nennt zahlreiche Beispiele für kurzfristig umsetzbare Massnahmen (z.B. Heidensche Strasse zur Fahrradstrasse umbauen, zusätzliche Überquerungen des Stadtrings usw.)

Welche Projekte werden nach der BM - Wahl von Ihnen direkt angegangen?

Matthias Kalkreuter (SPD)

Wie unter Ziffer 2 dargestellt, möchte ich zunächst die Einbindung aller größeren Siedlungsgebiete in das Radverkehrsnetz vorantreiben, um hier gleiche Voraussetzungen für alle Lagenserinnen und Lagenser zu schaffen.

Uwe Detert (AFD)

Der Radweg nach Heiden ist bereits im werden, hierfür sind die entsprechenden Mittel nach meinem Wissen freigegeben. Die anderen Projekte müssen dann folgen, wobei unsere Kassenlage hierfür den Spielraum eingrenzt. Als Bürgermeister werde ich aber dafür werben, soviel Geld wie möglich für diese Projekte bereit zu stellen.

Martina Hannen (FDP)

Unbedingt müssen wir die Bürgerradwege weiter ausbauen und vorhandene verbessern und sicherer machen. Das ist sehr wichtig. Es gibt verschiedene Bereiche der Förderung vom Land, um hier Städte fit zu machen. Dies müssen beantragt und umgesetzt werden.

Dr. Stefan Everding (CDU) - siehe Wahlkampf Flyer

Frank Drexhage (Grüne)

Der Rat der Stadt Lage hat ein Straßenausbauprogramm beschlossen. Im Zuge dieser Umsetzung werden die Bedürfnisse der Anlieger berücksichtigt und auch Belange der Fußgänger und Radfahrer mit einbezogen.

Das angeführte Beispiel der Fahrradstraße in der Heidenschen Straße zeigt leider, welche Meinung in der Stadt vorherrscht: Kaum waren die Ideen des VEP publik, meldeten Anwohner Bedenken gegen eine Fahrradstraße an. Als Bürgermeister werde ich hier Überzeugungsarbeit leisten und mit Argumenten diese Bedenken zerstreuen.

6

Demographie

Die Stadt Lage und ihre Randgemeinden sind von ihrer Bevölkerung her noch jung und familienreich. Wie sieht Ihr Konzept bei demographisch gegenläufiger Entwicklung für die Zukunft aus, um die Gemeinden vor Abwanderung zu schützen?

Matthias Kalkreuter (SPD)

Die Stadt Lage muss ein attraktiver Wohn- und Geschäftsstandort bleiben. In den nächsten sechs Jahren werde ich pro Jahr einem Bereich unserer Stadt eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Dabei sollen mit den gesellschaftlichen Gruppen und auch Einzelpersonen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität in den Ortsteilen erarbeitet und auch umgesetzt werden. Hierbei soll es unter anderem um Fragen zum Erhalt der örtlichen Infrastrukturen, zur Nahversorgung und zur medizinischen Versorgung, zum Älter werden im gewohnten Umfeld und zur Mobilität gehen.

Uwe Detert (AFD)

Zunächst den Ortsteilen ohne Nahversorger bis zur erstellung stationärer Einrichtungen eine mobile Versorgungsmöglichkeit zu bieten. Die Stärkung der Gemeinschaft über Schulen, Kindergärten, Bürgerinitiativen und Vereine hat oberste Priorität. Hierfür müssen wir soviel Geld wie möglich bereit stellen. Wenn die Rahmenbedingungen gut sind, werden Alt und Jung nicht gehen wollen.

Martina Hannen (FDP)

Ein wichtiger Schritt zur Lösung dieses Problems ist die Ansiedlung von Betrieben, um Arbeitsplätze zu schaffen. Es müssen weiche Faktoren geschaffen werden, damit sich die Bevölkerung in Lage wohlfühlt. Dazu gehören auch eine attraktive Innenstadt und Ortsteile. Es muss genügend Kinderbetreuungsmöglichkeiten geben und das Vereinsleben ist zu fördern und zu unterstützen.

Dr. Stefan Everding (CDU) - siehe Wahlkampf Flyer

Frank Drexhage (Grüne)

Wichtig für mich ist das Erhalten von Strukturen in den Ortsteilen. Schulen, Kitas, nach Möglichkeit kleine Nahversorger sollten gehalten oder wieder geschaffen werden. Die in den Ortsteilen wirkenden Ehrenamtler müssen unterstützt und Einrichtungen, die der Gemeinschaft dienen (Gaststätten, Versammlungsräume, Sporteinrichtungen) behalten werden.

Auch in diesem Zusammenhang sindt ein funktionierender ÖPNV und eine gute Radwegeanbindung wichtig.

Als Bürgermeister der Stadt Lage werde ich einen engen Kontakt zu ehrenamtlich Tätigen halten, ihre Meinungen anhören und für die Gemeinschaft sinnvolle Projekte unterstützen. Hier werde ich meine Erfahrungen aus eigenen ehrenamtlichen Engagements in Kitas, Schulen und Sportvereinen einbringen.

7

Klimaschutz / Verkehrswende

Dieselskandal; CO-2 und Abgasproblematik sowie der durch hunderte Staumeldungen täglich dokumentierte Verkehrskollaps führen uns drastisch vor Augen, dass die einseitige Ausrichtung / Orientierung am motorisierten Güter- und Individualverkehr als bevorzugtes Mobilitätskonzept in Deutschland krachend gescheitert ist. Auch der jahrzehntelang forcierte Strassenneubau konnte dieses Problem nicht entschärfen. Straßenbau ist keine Lösung. Dadurch werden Probleme nicht gelöst, sondern zementiert. Eine nachhaltige Verkehrswende ist dringend erforderlich. Der Kreis Lippe hat sich zum Ziel gesetzt, den Masterplan 100 % Klimaschutz umzusetzen. Neben dem Natur- und Artenschutz kann viel auch lokal bewegt werden. Zitat VEP: „Wegen der übergeordneten Verkehrsfunktion der Straßen (B239; B66) sind verkehrsbeschränkende Maßnahmen zwar schwer durchsetzbar, abschnittsweise Tempo 30-Regelungen, beispielsweise während der Nachtzeit, oder Verkehrsbeschränkungen im Lkw-Verkehr, sind aber im Sinne der besseren städtebaulichen Integration der Straßen durchaus überlegenswert.“

Was wollen Sie dazu beitragen?

Matthias Kalkreuter (SPD)

Neben der genannten Einführung einer intelligenten Verkehrssteuerung möchte ich ausloten, welche der von Ihnen genannten Maßnahmen im Einklang mit den anderen beteiligten Behörden umsetzbar sind. Für mich sind Tempo-30-Regelungen insbesondere im Bereich von Schulen und an Durchfahrtstraßen ohne Geh-/Radweg denkbar. Nach einem schweren Verkehrsunfall habe ich kürzlich als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Heiden die Erweiterung des Tempo-30-Bereiches auf der Heßloher Straße bis zum Ortsausgang in Richtung Heßloh beantragt.

Uwe Detert (AFD)

Wichtig ist hier zusätzlich großräumige Verkehrsleitkonzepte zu entwickeln. Hier gilt es den überregionalen Personen und Lastenverkehr aus Lage heraus zu halten. Den zielgerichteten LKW-Verkehr nach Lage wollen und können wir nicht verhindern, da er auch unserer regionalen Versorgung dient. Ich möchte an dieser Stelle unser Bundesprogramm einfügen: Straßen- und Schienennetz: Substanz erhalten Die Reparatur, der Werterhalt und die Beseitigung von Engpässen in Straßen und Schienennetzen haben im Verkehrsbereich Vorrang vor spektakulären Großprojekten.

Martina Hannen (FDP)

Wir setzen auf eine verträgliche Umgehungsstraße und sicher sollten Mittel einfließen, die den Klima- und Umweltschutz sowie eine Entlastung der Menschen zum Ziel haben. Wir müssen neu denken, denn Infrastruktur ist vielschichtig und muss alle Ansprüche und Notwendigkeiten abdecken und dabei immer die Umwelt im Auge behalten.

Dr. Stefan Everding (CDU) - siehe Wahlkampf Flyer

Frank Drexhage (Grüne)

Der Zeitgeist und die Vernunft sprechen eindeutig gegen den motorisierten Individualverkehr. Dessen negative Auswirkungen auf die Lebensqualität werde ich als Bürgermeister der Stadt Lage in Zusammenarbeit mit den Anliegern betroffener Straßen und Gebiete auf ein erträgliches Maß beschränken.

In der jüngeren Vergangenheit hat es seitens einiger Fraktionen im Lagenser Rat bereits Anträge zur Einrichtung von Zonen mit Tempo 30-Regelungen gegeben. Hier wird m. E. deutlich, dass der motorisierte Individualverkehr mehr und mehr als störend und auch gefährdend eingestuft wird.

8

Die umliegende Landwirtschaft leistet wichtige Beiträge für ausgewogene Umweltbedingungen, zur Versorgung mit regionalen Produkten und nicht zuletzt auch zum Erhalt und zur Pflege der Landschaft und stellt auch in der Tradition der Stadt viele Arbeitsplätze. Die Trassenführung der geplanten B239n wird zu erheblichen Einschränkungen der landwirtschaftlichen Flächennutzung führen.

Was wollen Sie für den Erhalt einer funktionierenden Landwirtschaft tun?

Matthias Kalkreuter (SPD)

Die heimische Landwirtschaft leistet einen großen Beitrag für die regionale Wertschöpfung und die ökologische Nachhaltigkeit. Deshalb möchte ich gerne regionale Vermarktungsinitiativen wie „Lippequalität“ unterstützen. Der Anbau von Zuckerrüben und deren Verarbeitung in der Lagenser Zuckerfabrik ist zudem ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für die Stadt Lage.

Uwe Detert (AFD)

Hierzu müsste die Bevormundung unserer Landwirte auf Europa und Bundesebene neu geordnet werden. Ich habe mich mit vielen Landwirten über diese Problematik unterhalten und sehe hier für den Bürgermeister einer Stadt wenig Möglichkeiten. Ich selbst wäre für eine regionale Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln die durch ortsansässige Landwirte erzeugt werden. Ohne lange Transportwege. Da Lippe meines Erkenntnis nach das dichteste Verkehrswegenetz Deutschlands hat, lehne ich jede zusätzliche Ackerversiegelung durch Straßenneubauten ab.

Auch hier möchte ich unser Bundesprogramm einfügen:

Zu einem lebenswerten ländlichen Raum zählen für uns eine intakte bäuerliche Landwirtschaft, eine funktionsfähige mittelständische Wirtschaft und eine ausreichende Infrastruktur. Diese umfasst alle für die Daseinsvorsorge notwendigen Einrichtungen wie Schulen, medizinische Versorgung und Breitband- Kommunikation. Nur durch zielgerichtete Investitionen und eine kluge Ansiedlungspolitik lässt sich für junge Familien im ländlichen Raum eine Perspektive schaffen und die derzeit negative demografische Entwicklung umkehren.

Martina Hannen (FDP)

Ich bin sicher, dass bei der Planung der B239n die landwirtschaftliche Flächennutzung sehr genau berücksichtigt wird. Doch aus meiner Sicht hat die Landwirtschaft nach dem Dürresommer 2018 und den zunehmenden Regulierungen wie der Gülle-Verordnung ganz andere Sorgen. Landwirtschaftliche Familienbetriebe haben große Existenzsorgen und das hat nichts mit der Umgehungsstraße zu tun.

Dr. Stefan Everding (CDU) - siehe Wahlkampf Flyer

Frank Drexhage (Grüne)

Erstes Ziel sollte es sein, den Neubau der B 239n zu verhindern. Die Landwirtschaft wird eingeschränkt und Betriebe in ihrer Existenz möglicherweise gefährdet. Diese Folgen sind doch absehbar. Ich werde mich hingegen mit den bäuerlichen Betrieben dahingehend zu verständigen versuchen, dass z. B. Ackerrandstreifen auch tatsächlich vom Düngen freigehalten werden und der Natur dadurch wieder mehr Raum zur Entwicklung gegeben wird. Außerdem sind Bäche und Flüsse soweit es geht wieder zu renaturieren. Auch hier ist ein Einvernehmen mit den landwirtschaftlichen Betrieben zu erreichen.


Nach den Stellungnahmen der Bürgermeisterin / Bürgermeister - Bewerber haben nun die Wähler das Wort - nutzt die Kommentarfunktion!